Pferde als Co-Trainer?

Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass erfolgreiches "Lernen" zu 90% über Emotionen erfolgt. Sprich alles was wir mit allen Sinnen erleben, wird tief in uns verankert. Wenn wir "Sehen", "Hören", "Riechen", "Schmecken" und "Fühlen" in einem Training vereinen können, dann ist der Lernerfolg garantiert. Genau das ist so "be- und ergreifend" bei einem Training mit Pferden. Es werden alle Sinne angesprochen und aktiviert. Ich bin immer wieder begeistert wie punktgenau und positiv ein Horse-Assisted-Training wirkt. Genau deshalb brenne ich für das Training mit dem CO-Trainer Pferd.

 

Ein Taining mit dem Co-Trainer Pferd ist auf den Punkt gebracht:

K.reativ L.ösungsorientiert O.riginelU.nvergesslich

 

(M)eine wahre Geschichte!

Als ich 12 Jahre alt war erfüllte sich ein Mädchentraum. Ich ging regelmäßig, gemeinsam mit einer Freundin, in einen Reitbetrieb um den Ponystall ausmisten. Unser Lohn: wir durften die Ponys striegeln und reiten. Reitunterricht hatte ich damals nicht, aber wen störte das schon? Wir ritten ohne Sattel über die Wiesen, galoppierten und sprangen über Hindernisse, fielen vom Pferd und stiegen wieder auf. Es war eine wunderbare, freie, glückliche und vor allem unvergessliche Zeit die mich tief geprägt hat. Mein größter Traum war ein eigenes Pferd - so eines wie Kara Ben Nemsi (aus Karl May) in der arabischen Wüste geritten hat - einen schwarzen beduinischen Araberhengst Namens "RIH" (=Wind).



Mein Lebensplan hat mir ab meinem 15. Lebensjahr eine "Pferdepause" verschrieben - doch tief in meinem Inneren hat dieser Mädchentraum weiter existiert - Pferdemädchen für immer!

 

Irgendwann, mitten in Stress, Hektik, Beruf und Karriere - so ganz ungeplant - führte mich das Schicksal wieder in die Nähe von Pferden. Bei einem Firmentraining, mit dem Titel "Mit PS zum Erfolg", stand ich plötzlich vor einem wunderschönen, großen, schwarzen Pferd. Ich fühlte sein seidiges Fell und habe fasziniert zugeschaut wie es mit seiner Besitzerin in völligem Einklang durch die Halle tanzte. Ich kann noch heute meine Gedanken fühlen: "Das ist es! Das will ich tun! Ich will mit Pferden tanzen!".

 

Die Erinnerungen aus meiner Kindheit wurden wachgerüttelt und ich machte mich auf die Suche nach einem Reitstall. Nach einigen Reitstunden "dort und da", mit "setz dich mal durch - du musst der Chef sein" und "der Gaul verarscht (sorry Zitat :)) dich doch" wusste ich bald, das kann es nicht sein. Mit einem Tanz voller Leichtigkeit hatte das nichts zu tun. Ich hatte immer noch dieses schöne schwarze Pferd vor Augen und hörte niemals auf an meinen Traum "mit einem Pferd zu tanzen" zu glauben. Mein Wunsch diese tiefe Verbundenheit und Schönheit zu fühlen und zu leben war mein ständiger Begleiter.

 

Ich suchte weiter und landete schlussendlich in einem Pferdestall in Stans. Dort bekam ich endlich das was ich mir so von Herzen wünschte -  Reitunterricht inklusive Übungsstunden in Bodenarbeit, auf Basis von Natural Horsemanship. Dort lernte ich schlussendlich mein Seelenpferd, meinen Schimmelwallach "Dakota" kennen. Dakota war ein sogenanntes "Problem-Pferd" und kaum jemand wusste wirklich mit ihm umzugehen. Viele versuchten auf ihm zu reiten und haben es schnell wieder aufgegeben. Ich habe es trotzdem gewagt und "ja" auch ich war oft nahe dran das Handtuch zu werfen und "ja" ich hatte oft Angst, war hilflos und verzweifelt.

 

 

Dakota - mein Lehrmeister der Extraklasse!

 

Dakota bescherte mir im wahrsten Sinne des Wortes eine sehr spannende Zeit. Ständig stellte er mich auf die Probe und hinterfragte alles was ich tat. Wenn er mich kommen sah, suchte er regelmäßig das Weite. Alleine ihn einzufangen konnte mehr als eine halbe Stunde dauern und sobald ich es geschafft hatte ihn am Halfter zu haben, stemmte er sich dagegen und weigerte sich mitzukommen. Ich konnte ihm die Hufe nicht pflegen, er schlug nach mir wenn ich in putzte, er biss nach mir sobald er Gelegenheit dazu fand. Dakota wehrte sich beim Aufzäumen, er bekam die Krise - wenn ich mit dem Sattel kam, buckelte, bockte und ging mit mir durch. Ich fiel gefühlte 1000x vom Pferd und geriet sehr oft an meine Grenzen. Ständig musste ich meine Komfortzone verlassen, um halbwegs mit ihm klar zu kommen. Ich habe monatelang versucht den "Fehler" zu finden. Ich habe recherchiert, Bücher gewälzt, stundenweise Videos gestreamt, Kurse besucht, Reitstunden genommen und alles Mögliche versucht ihn zu überzeugen, dass ich seine beste Option bin. Wie oft hab ich mich gefragt: "Um Himmels Willen, was ist da bloß los?!" Heute weiß ich, Dakota hat mich auf den Weg geschickt - er hat mir meine ganz persönliche Heldenreise beschert - und ich bin ihm mehr als dankbar dafür. Durch ihn habe ich gelernt was "Führung" wirklich bedeutet. Selbst- und Fremdwahrnehmung - der Schlüssel zum Erfolg. Was für ein feinfühliges und charaktervolles Pferd er doch war!

"Jeder bekommt das Pferd das er braucht (...oder verdient?)"!

 

Stolz und mutig - Dakota - Bild Julia Moll
Stolz und mutig - Dakota - Bild Julia Moll

Inzwischen weiß ich, wie wertvoll es ist, mit Pferden zu arbeiten und ich bin Dakota sehr dankbar für alles was er mir aufgezeigt hat. Nicht immer hat mich seine Meinung gefreut, aber das Ergebnis war schlussendlich immer positiv und unendlich wertvoll für mich. Einfach magisch, oder?

 

Können Pferde wirklich in unseren Seelen lesen und unsere Gedanken spiegeln?

 

Die Wahrheit ist: Pferde sind keine übersinnlichen Hellseher oder Einhörner mit Zauberkraft! Ihr Talent uns zu lesen hat einen ganz natürlichen Ursprung. Als Flucht- und Beutetiere sind sie Muskelleser und haben unheimlich feine und leistungsstarke Sinnesorgane. Ohne diese Sinnesstärken hätten sie in der Wildnis nicht überlebt und sie wären mit Sicherheit schnell wieder ausgestorben. Sie haben über Jahrhunderte gelernt, dass wenn sie Gefahr sehen, undefinierbare Geräusche hören oder Emotionen wie Angst und Anspannung spüren, sie instinktiv und unmittelbar reagieren und flüchten müssen. Wenn sie sich nicht sicher fühlen, machen Sie lieber ihr eigenes Ding und verlassen sich ausschließlich auf sich oder ihre Herde. Alles andere wäre für sie lebensgefährlich. Pferde lieben ihren eigenen Raum, testen ständig wo in der Gruppe sie gerade stehen und sehen und hören einfach alles in ihrer Umgebung. Das ist ihr "Daily Business" - und sie sind richtig gut darin. Diese feine Reaktion auf ihre Umgebung ist das uns bekannte

"Spiegeln der Pferde". Siehe dazu "Der kluge Hans" das Pferd das angeblich rechnen konnte https://de.wikipedia.org/wiki/Kluger_Hans) 

 

Resümee: Was ich in meinen vergangenen Pferdejahren über mich selbst erfahren habe, ist erstaunlich. Dakota hat mich gelehrt Achtsam zu sein, Geduld zu haben, zu verstehen, Emotionen zu steuern, den Moment zu leben, alternative Lösungen zu suchen, zu handeln, zu genießen und zu verzeihen. Ich selbst und andere achten viel mehr meinen Raum, ich halte geduldig inne, kommuniziere achtsamer und freue mich über jeden noch so kleinen Fortschritt in allen Dingen. Er hat mich gelehrt mein Ziel im Auge zu behalten, auf den Weg zu achten, bei mir selbst zu sein, mich zu spüren und an mich zu glauben. Ich gehe jetzt positiver, aufrechter und selbstbewusster meinen Weg und tue das was ich liebe. Ich lebe und arbeite mit meiner Herde (fast) weißer Pferde.

"Willkommen im Reich der Pferde!"

 

Download video: MP4 format


Dakota ist am 16. März 2020 über die Regenbogenbrücke galoppiert. Er hat mir das Tor zur "Welt der Pferde" aufgemacht und mich eingeladen dem Flüstern der Pferde zu lauschen.

Danke mein Freund - mein wunderschönes Seelenpferd - du bleibst immer in meinem Herzen! RIP 💕